erschienen in der KN am 14.01.2016
Kiel. Weder Fisch noch Fleisch, aber dafür jede Menge Gemüse. 20 angehende Köche aus dem zweiten Ausbildungslehrjahr kochten gestern im RBZ 1 für 40 Erst- und Zweitklässler der Reventlouschule. Der Clou: Das vegetarische Essen wurde von den kleinen Gästen knallhart bewertet.
Eltern wissen es nur zu gut. Die härtesten Gourmetkritiker am Tisch sind die Kinder. Was nicht schmeckt, wird beiseite geschoben und einfach nicht angerührt. Eine schwere Aufgabe für den Koch-Nachwuchs. „Denn die Schüler mussten nicht nur ein vegetarisches Menü entwickeln, das gesund ist und schmeckt. Es sollte die Kinder zusätzlich anregen, neue Gerichte zu probieren“, erklärte Fachlehrerin Cornelia Matthiesen vom RBZ1 das Projekt. Zudem sollten regionale und saisonale Produkte besonders berücksichtigt werden.Keine leichte Aufgabe, denn Jonas Rhode (19) und Ron Marzian (21) vom Kieler Kaufmann erinnern noch zu gut, wie sie als Kinder nur allzu gerne auf Gemüse verzichtet haben. „Gurke und Karotte waren ja noch ganz okay, aber Kohl ging gar nicht“, gesteht Marzian. Und Rhode weiß, dass sein Geschmackssinn erst so richtig mit der Ausbildung einsetzte: „Ich habe mich vorher ziemlich ungesund ernährt, vieles kannte ich auch nicht oder kannte es nur falsch zubereitet.“ Deshalb entschieden die beiden sich für zarte gewürzte Falafelbällchen mit Kürbissalat. Mit Erfolg: Es war das Gericht, das neben Gemüsequiche und Crêpes am besten bei den Kindern ankam. Beim Bratapfel erlitten die beiden einen Schiffsbruch. Bewusst ließen sie das Marzipan weg und genau das wurde von den Kindern vermisst.
Regelrecht Tränen flossen beim vegetarischen Burger mit Salatbeilage, den ein anderes Team servierte. Und auch eine Spinat-Kartoffel-Roulade ging zurück in die Küche. „Manchen Kindern fehlt auch die breite Essenspalette zuhause. Deshalb stehen sie ungewohnten Sachen erst einmal kritisch gegenüber“, versucht Fachlehrerin Anja Niehoff vom RBZ1 zu erklären. Dass die Gerichte vegetarisch sind, findet sie wegen der Nachhaltigkeit und zum Schutze der tierischen Ressourcen gut. Sie gibt den Eltern einen guten Rat: „Wenn ich mich den saisonalen Produkten anpasse und sie ergänze, habe ich immer Abwechslung in der Küche“.
Um eine realistische Rückmeldung über ihre kreative Kochkunst zu
erhalten, bekamen die 40 Grundschüler von den Auszubildenden Zettel, auf denen die Gerichte mit Smileys bewerten wurden. Die werden nun ausgewertet und am Freitag den Nachwuchsköchen präsentiert. Doch es kam nicht nur auf den geschmack, sondern auch auf das Auge an: Die angehenden Köche sorgten für farbenvielfalt auf dem Teller und Auszubildende aus dem Fachbereich Gastgewerbe deckten die Tisch mit Buchstaben und Luftballons bunt ein. Und damit sie auch wussten, was sie essen, wurde die Quiche auf der Speisekarte zum Gemüsekuchen und der Perlgraupenrisotto in Filoteig zu Teigröllchen umbenannt.
Schulkinderbetreuerin Angela Spruth fand das Projekt klasse. „Kinder sind sehr wählerisch, deshalb gibt es bei uns in der Schule gesunde Mischkost. Für jeden ist dann was dabei. Die Ideen aus dem Projekt werden wir aber auf jeden Fall mitnehmen“, sagte sie. Und sie freute sich auch, dass alle Kinder zumindest das Gericht probiert haben: „Das müssen sie bei uns auch. Wenn sie es dann nicht mögen, müssen sie es nicht essen. Nur probieren sollen sie auf jeden Fall“.